In der Schule haben mir Fremdsprachen immer am meisten Spaß bereitet. Nach 9 Jahren Englisch kann ich auch behaupten, dass ich die Sprache beherrsche. Leider habe ich eher selten die Gelegenheit, Englisch auch mal zu sprechen, weshalb das Bilden von Sätzen bei mir oft etwas länger dauert, aber da sollte man eigentlich recht schnell wieder reinkommen...
Zusätzlich zu Englisch hatte ich während der Schulzeit aber auch noch 3 Jahre lang Französisch. Doch seit ich es damals abgewählt hatte, hatte ich mit der Sprache nicht mehr allzu viel zu tun. Das führte leider dazu, dass mein Französisch mittlerweile nahezu komplett eingerostet und wenig wirklich hängengeblieben ist.
In der Schule bekommt man quasi vermittelt, dass man möglichst viel möglichst schnell auswendig lernen muss - dann bringt man es in den Klausuren auf's Papier - und vergisst es wieder. So ist das auch bei Fremdsprachen - wenn man sie in der Praxis nicht anwendet, geht viel verloren. Das oberste Ziel beim Erlernen einer Fremdsprache sollte also sein, sowohl Vokabeln als auch Grammatik so zu verinnerlichen, dass sie im Langzeitgedächtnis bleiben.
Zufällig bin ich auf
Sprachenlernen24.de gestoßen. Ohne zu wissen, was mich erwartet, habe ich mich auf
http://www.produkttest-online.de/ für einen Produkttest beworben. Die Idee, Fremdsprachen mit Hilfe von Software zu erlernen oder aufzufrischen, gefällt mir. So kann man selbst entscheiden, wie viel Zeit man dafür aufbringen kann oder will.
Vor ein paar Jahren habe ich mir bereits Spanisch mit Hilfe einer Software quasi selbst angeeignet und bis heute ist erstaunlich viel hängengeblieben und das, obwohl man sagt, dass man sich Dinge schwerer aneignen kann, je älter man wird.
In der Hoffnung, mit Sprachenlernen24 einen ähnlichen Effekt zu erzielen, mache ich mich also ans Ausprobieren...
Zum Starten habe ich einen Link erhalten, über den ich mir 4 Pakete herunterladen kann:
- Englisch-Basiskurs
- Französisch-Basiskurs
- Italienisch-Basiskurs
- Spanisch-Basiskurs
Der Produkttest ist also verständlicherweise für Anfänger gedacht.
Ich entscheide mich zunächst für das Französisch-Paket, da ich nicht weiß, wie viel ich aus der Schulzeit letzten Endes genau behalten habe und mich als Anfänger bezeichnen würde.
Man erhält eine Zip-Datei mit den benötigten Sprachdateien, einem PDF mit Installationsanleitung, sowie eine HTML-Datei.
Zum Starten soll man die HTML-Datei öffnen - und gelangt zunächst zu einem Intro. Hier wird erklärt, wie der Sprachtest funktioniert. Außerdem kann man hier einen Namen oder Spitznamen angeben, mit dem man von nun an "angesprochen" wird.
Zuerst wird die Langzeit-Lernmethode von Sprachenlernen24 vorgestellt.
Diese soll auf den neuesten Erkenntnissen aus der Lernforschung zum Vokabellernen beruhen. Dabei wird jedes Wort nach einem genauen Rhythmus immer wieder abgefragt.
- Ein neues Wort wird jeden Tag aufs Neue abgefragt, bis man es auf Anhieb weiß.
- Wenn man ein Wort auf Anhieb gewusst hat, wird es am Folgetag erneut abgefragt
- danach nach weiteren zwei Tagen
- danach nach weiteren vier Tagen
- und zum letzten Mal nach neun Tagen
Wenn man das Wort bis hierhin jedes Mal gewusst hat, so verspricht die Methode, wird man es nie wieder vergessen, weil es sich nun im Langzeitgedächtnis befindet.
Wenn man ein Wort zwischendurch nicht mehr weiß, kommt es wieder an den Anfang der Wiederholungsschleife zurück. So lernt man nach und nach alle Vokabeln des Kurses.
Jeden Tag kann man selbst bestimmen, ob man die Wörter per Texteingabe selbst eingibt (und damit auch schriftlich besser wird), per Blitzwiederholung selbst angibt, ob man das Wort wusste oder nicht, oder per Multiple Choice zwischen mehreren Antwortmöglichkeiten wählen kann.
Des Weiteren gibt es für jeden Tag sogenannte Tagesaufgaben. Hierbei lernt man den kompletten Stoff und muss keine Weiteren Übungen anschauen.
Es besteht die Möglichkeit, mit jeder Tagesaufgabe "Lernmeilen" zu verdienen. Wenn man genügend Punkte gesammelt hat, erreicht man die nächste Stufe.
Außerdem besteht die Möglichkeit, am Ende eines Lerntages den Punktestand online zu übertragen und eine Bestenliste einzusehen.
Die Assoziationslernmethode soll dabei helfen, die eigene Lernzeit um zwei Drittel zu verkürzen.
Dabei soll man sich für jede Vokabel ein Bild im Kopf bilden; dieses besteht aus einer Assoziation zwischen dem Ursprungswort und dem zu lernenden Wort. Diese Methode ist effektiver als bloßes Einpauken.
Wenn es z.B. um das Wort Auto - car geht, soll man sich ein Auto mit einem Karpfen vorstellen, oder ein Auto mit einem Kamel usw.
Es wird empfohlen, ausschließlich mit den Tagesaufgaben und auch täglich zu lernen. Wenn man sich jedoch die Lernmethoden selbst aussuchen möchte, kann man einfach auf "weitere Lenrmethoden" klicken.
Außerdem gibt es ein sogenanntes "Insider-Forum", in dem man unter anderem Fragen zu Übersetzungen oder Grammatik stellen kann oder sich Lernpartner suchen kann.
Im Anschluss an dieses Intro gelangt man zu einem Einstufungstest.
Dieser dauert etwa 3 Minuten und besteht darin, anzugeben ob man ein Wort bereits kannte oder nicht. Per Mouseover Effekt kann man die Übersetzung sehen.
Hier ist es wichtig, dass man ehrlich mit sich selbst ist, denn die Gefahr, sich etwas vorzumachen, ist hier sehr hoch, da man ja jederzeit einfach nachschauen kann und beliebig den Haken setzen kann, egal ob man es wusste, oder nicht.
Ich kann mir vieles von anderen Wörtern ableiten, deshalb weiß ich doch mehr Vokabeln, als ich zunächst vermutet hätte. Am Ende wird mir mitgeteilt, dass ich mehr weiß, als der Basiskurs mir vermitteln könne - obwohl ich ja nur ein paar Vokabeln angegeben habe.
Da dieser Basiskurs dann aber anscheinend wirklich für blutige Anfänger gedacht ist, entscheide ich mich dafür, es doch mal mit Italienisch zu probieren, denn das habe ich nie gelernt.
Ich habe 17 Wörter als "gewusst" markiert, da ich mir auch hier zumindest ein bisschen ableiten konnte. Hochgerechnet kenne ich also zwischen 600 und 2000 Vokabeln.
Im zweiten Teil des Einstufungstests wird nun genauer bestimmt, wie viel ich wirklich weiß.
Anschließend wird mir mitgeteilt, dass ich hochgerechnet etwa 1000 Vokabeln kenne. Nun kann ich direkt an der für mich optimalen Stelle einsteigen.
Zunächst gelange ich zur Langzeitmethode. Ich starte bei Vokabel Nummer 993 und kann angeben, wie viele neue Wörter ich heute zusätzlich lernen möchte. Ich sage einfach mal 3.
Auf dem Bildschirm erscheint ein deutsches Wort und dazu ein kleines Bild - in meinem Fall handelt es sich um "Telefonnummer".
Unter dem Feld mit dem Wort gibt es eine kleine Legende mit nützlichen Tastenkombinationen.
Oben gibt es Buttons um das Programm zu beenden, die Sprache zu wechseln und sich eine Erklärung zur aktuellen Lernmethode anzeigen zu lassen. Außerdem kann man einstellen, ob automatisch Ton abgespielt werden soll oder nicht.
Auch gibt es Buttons, mit denen man angeben kann, ob man das Wort wusste, ob man die Lösung anzeigen lassen will oder ob man es nicht wusste.
Ich frage mich nun erstmal, was ich nun machen soll. Es gibt keine Möglichkeit, etwas einzugeben, dabei entnehme ich den Tastenkombinationen, dass es anscheinend ein Eingabefeld geben sollte. Vielleicht wird es ja nicht richtig angezeigt, denke ich mir und wechsele den Browser - doch auch das bringt keine Veränderung. Dann eben doch mit den Buttons. Das italienische Wort für "Telefonnummer" kenne ich nicht, gebe ich an.
Ich gelange zum nächsten deutschen Wort. Darüber wird mir die Lösung für das vorangegangene Wort angezeigt und ich kann es mir vorlesen lassen.
Ein Wort kann ich mir erschließen und lasse mir die Lösung anzeigen. Anscheinend die bessere Methode, denn nun wird mir die Übersetzung angezeigt und ich kann zusätzlich noch sagen, ob ich es richtig hatte oder nicht. Die Gefahr, sich hier selbst etwas vorzumachen, ist aber extrem hoch, wie ich finde. Im Programm wird offenbar nicht überprüft, ob man es wirklich wusste...
Das Ganze geht dann mit allen 3 Wörtern 3mal so weiter. Das Wort wird jedes Mal vorgelesen, was an sich gar nicht schlecht ist, da man es sich automatisch einprägt, wenn man es mehrmals hört.
Am Ende dieser Übung gelange ich zur Übersicht über meine Fortschritte.
Da ich angegeben habe, dass ich ein Wort von Anfang an wusste und es 3mal richtig hatte, soll sich dieses ab heute also in meinem Langzeitgedächtnis befinden.
Die Vokabelaufgabe habe ich für heute also gelöst.
Als nächstes steht eine Textaufgabe an. Ich gelange zu einer Übersicht und soll einen von 3 Texten lesen.
In dieser Übersicht wird mir außerdem gesagt, ich hätte bereits das Niveau A1 des Europäischen Referenzrahmens erreicht. Im Detail bedeutet das Folgendes:
Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und anderen Leuten Fragen zu ihrer Person stellen - z. B. wo sie wohnen, was für Leute sie kennen oder was für Dinge sie haben - und kann auf Fragen dieser Art Antwort geben. Kann sich auf einfache Art verständigen, wenn die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen und bereit sind zu helfen.
Quelle
Ich habe bis hierhin noch kein einziges Wort gesprochen und nach ein paar einfachen Vokabelabfragen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendetwas davon auf mich zutrifft. Mich auf Italienisch vorstellen und sagen, wo ich wohne, kann ich jedenfalls noch nicht.
Nichtsdestotrotz wage ich mich an "Text 24".
Dahinter verbirgt sich ein kurzer Text zum Thema "Flughafen", den ich mir Zeile für Zeile auf Italienisch vorlesen lassen kann. Daneben steht die deutsche Übersetzung.
Ich komme mir vor wie in der Schule. Da ich nichts verstehe und es mir für mich persönlich auch nichts bringt, einfach nur die deutsche Übersetzung zu lesen, springe ich über die Pfeilbuttons oben zu Dialogtext 1, beginne also bei Null. Da, wo ich eigentlich auch erwartet hatte, zu beginnen.
Die Einstufung finde ich nicht gut. Nur weil man zufällig ein paar einzelne Vokabeln kennt, heißt das ja nicht, dass man bereits ein gewisses Niveau erreicht hat.
Nun bin ich also "In vacanza" - im Urlaub.
Hier findet sich auch die von mir erhoffte Vorstellung - wie man heißt, wie alt man ist usw. Das gefällt mir schon besser. Den Text höre ich mir mal an.
Das Sprechtempo ist in Ordnung, man kann sich jeden Satz so oft anhören, wie man möchte. Allerdings fehlt mir die Möglichkeit, ausführlich die richtige Aussprache zu lernen, Man kann höchstens für sich versuchen, die Sätze nachzusprechen. Allerdings wird einen hier niemand korrigieren, wie es in einem Sprachkurs oder in der Schule der Fall wäre.
Damit ist anscheinend auch der heutige Textteil für mich abgeschlossen. Es folgt Grammatik lesen.
Es würde für heute wahrscheinlich schon reichen, wenn ich einfach nur die Einführung lese, doch ich will ja was lernen, deshalb springe ich direkt zum Alphabet. Hier springt mir eine ganze Menge Theorie zur richtigen Aussprache entgegen. Das fand ich schon in der Schule ziemlich öde. Ich möchte die Sprache nicht nur theoretisch lernen, sondern vor allem verstehen und sprechen.
Die Grammatik-Übung ist genauso trocken. Hier gibt es für mich ein paar Pronomen zum Durchlesen. Ich habe weder die Möglichkeit, die richtige Aussprache abzuspielen, noch gibt es eine richtige Übung dazu, z.B. einen Lückentext, wo man die Pronomen oder gelernten Vokabeln einsetzen könnte. Ich bin enttäuscht.
Als letztes bleibt mir noch eine "Sonstige Aufgabe", die ebenfalls aus einfachem Durchlesen besteht. Hier geht es um die Assoziationsmethode und ich glaube, es ist sogar der gleiche Text, der mir bereits beim Intro angezeigt wurde.
Ich habe keine Lust zum Lesen und beende die Aufgabe. Damit habe ich alle Tagesaufgaben gelöst, 24 Lernmeilen und 80% von Stufe 1 erreicht. Bis hierhin habe ich nicht das Gefühl, bereits irgendetwas gelernt geschweige denn verinnerlicht zu haben...
Ich klicke mich noch ein bisschen durch die Unterpunkte.
Dabei stoße ich unter dem Punkt "Lesen" auf eine Vokabelliste. Das gefällt mir schon etwas besser, denn hier kann man sich die Wörter zumindest auch vorlesen lassen.
Im Großen und Ganzen erscheint mir das trotzdem noch eher trocken. Spaß beim Lernen kommt hier jedenfalls nicht auf und ich verliere schnell die Lust.
Die "Quick-Show" gefällt mir auf den ersten Blick recht gut. Hier werden einem nach und nach verschiedene Vokabeln inklusive Übersetzung angezeigt. Man kann einstellen, in welchem Tempo das geschieht. Zum Wiederholen könnte das ganz gut sein. Außerdem hört man auch hier nochmal die richtige Aussprache.
Unter dem Punkt "Lernen" kann man im Stil eines Vokabelheftes oder von Karteikarten die Vokabeln lernen oder wiederholen. Es besteht auch die Möglichkeit, sich Karteikarten auszudrucken. Da bin ich vielleicht etwas altmodisch, aber ich finde es besser, wenn man die selber von Hand schreibt, denn da bleibt schon durch's Schreiben einiges hängen; so ist es jedenfalls bei mir.
Am besten gefällt mir in diesem Menü der Punkt "Testen". Hier kann man endlich etwas eintippen ("Test!") oder aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten auswählen ("Multiple Choice") und es wird einem angezeigt, ob es richtig war.
Wenn man beim Test ein Wort nicht weiß, kann man es überspringen oder sich die Lösung anzeigen lassen.
Unter "Diktat" werden einzelne Wörter gesprochen und man muss sie eintippen.
Unter "Wortendung" verbirgt sich das Vervollständigen von Wörtern.
Diese Übungen kann man auch in der Langzeitmethode verwenden.
Als weitere Punkte gibt es außerdem noch Länderinfos sowie Lerntipps.
Mir persönlich gefallen die zusätzlichen Funktionen, die man einzeln auswählen muss, deutlich besser als die bloßen "Tagesaufgaben". Trotzdem mag Spaß am Lernen bei mir nicht so richtig aufkommen. Vielleicht fehlt mir dafür auch die Motivation, aber ich habe keine Lust, alles einfach nur durchzulesen. Die richtige Aussprache lernt man hierbei leider auch nicht, da es keine Möglichkeit gibt, die eigene Aussprache überprüfen zu lassen.
Insgesamt empfinde ich die Sprachlernsoftware von Sprachenlernen24 leider als sehr trocken und unübersichtlich. Schon beim ersten Start und Ausprobieren war mir klar, dass es nichts ist, womit ich eine Fremdsprache lernen möchte. Auf bloßes Vokabel- und Grammatikpauken habe ich persönlich einfach keine Lust (mehr). Ich hatte mir mehr erhofft, aber vielleicht waren meine Erwartungen auch einfach zu hoch.
Mittlerweile gibt es Programme, die auf das intuitive Lernen setzen, was mir sehr gut gefällt. Denn dabei lernt man intuitiv, so wie es bei Kindern auch der Fall ist. Ich sehe z.B. einen Apfel und mir wird in der neuen Sprache gesagt, es ist ein Apfel. Dadurch weiß ich gleich, was es ist und muss keine Zeit damit verbringen, eine Verbindung zwischen meiner Muttersprache und der neuen Sprache herzustellen. Ich lerne es einfach direkt in der neuen Sprache. Auf diese Art und Weise habe ich eben auch Spanisch gelernt und ohne seitdem sonderlich viel wiederholt zu haben, ist einfach erstaunlich viel hängengeblieben, weil ich es ganz anders verinnerlicht habe. Die eigene Muttersprache verlernt man ja auch nicht.
Mich überzeugt die Software von Sprachenlernen24 leider nicht. Es gibt, wie ich finde, mittlerweile sogar Smartphone-Apps, die mich mehr ansprechen (z.B. das kostenlose "Duolingo" für Android).
Wer also wirklich Spaß am Lernen haben möchte und mit einer Software lernen will, sollte vielleicht erstmal damit anfangen und sich das Geld für Sprachenlernen24 lieber sparen.
